Im folgenden Blogartikel gehe ich auf auf den Begriff der Betätigungsbalance sowie darauf, was du machen kannst, wenn du zu viel oder zu wenig handelst/tust. Es folgen ein paar Tipps aus ergotherapeutischer Sicht, welche sehr hilfreich sind, wenn du in den Extremen des "Nichts-Tun" oder des "Zu viel Tuns" bist und eine gesunde Balance finden möchtest.
In der Ergotherapie spricht man von den Lebensbereichen wie Produktivität, Freizeit, Erholung und Selbstversorgung. Fühlt sich der Mensch ausgeglichen, was die Handlungen in diesen Bereichen betrifft, ist eine Betätigungsbalance hergestellt, welche aber sehr individuell ist.
Selbstversorgung
Darunter versteht man Körperpflege, das Regeln persönlicher Angelegenheiten etc.
Produktivität
Bezahlte und und bezahlte Arbeit, Hausarbeit, Studieren, Schule, Kindergarten etc.
Freizeit
Hobbys und Interessen durchführen - aktiv.
Erholung
Ruhige und entspannende Interessen durchführen wie Meditation, schlafen, Powernapp, lesen, Hörbucher und Musik hören etc.
Hierbei gibt es allerdings keine starre Grenze, manche Bereiche verschwimmen ineinander. Es gibt Menschen die zum Beispiel Schwimmen als Entspannung empfinden, andere wiederum als Produktivität, wenn die Person Schwimmen als Leistungssport durchführt.
Warum handelt der Mensch?
Laut Ergotherapie handelt der Mensch um sich dabei selbst zu erfahren sowie Selbstwirksamkeit und einen Sinn im Leben zu spüren. Er geht dabei bedeutungsvollen Aktivitäten nach, die seinen Werten und seinen Interessen entsprechen und gleichzeitig handelt er auch fremdbestimmt (z.B. das Kind in der Schule führt durch, was der oder die Lehrer/in von ihm möchte, oder der arbeitenden Mensch führt Aufträge durch, die vom Chef gefordert sind). Und der Mensch führt auch Handlungen aus, die er per se nicht unbedingt immer gerne macht, die aber gemacht werden müssen, weil sie notwendig sind: Rechnungen bezahlen, Müll rausbringen, putzen etc. zählen für viele zu den nicht beliebten Handlungen 😉 .
In der Ergotherapie gehen wir davon aus, dass diese Handlungen in den verschiedensten Lebensbereichen wie oben genannt, in Balance sein müssen, damit wir uns gesund fühlen und bleiben, oder wieder gesund werden können, wenn wir Krankheit erfahren haben.
Würde der Mensch nur fremdbestimmte Handlungen durchführen und nicht das, was ihm wirklich Freude macht und für ihn wichtig ist, kann ihn das ebenso krank machen. Die Philosophie der Ergotherapie ist, dass der Mensch möglichst ausgeglichen handelt und viele Dinge tut, die bedeutungsvoll für ihn sind.
Ist jemand arbeitslos, ist keine gesunde Betätigungsbalance hergestellt. Arbeitet jemand 60 Stunden in der Woche, kann man ebenfalls von keiner gesunden Betätigungsbalance sprechen, wenn es zu Stresssymptomen kommen würde.
Grundsätzlich gibt es kein richtig oder falsch, denn jeder Mensch ist individuell und hat ein unterschiedliches Energielevel, was seine Produktivität betrifft. Manche empfinden ihre Arbeit auch als Hobby und arbeiten sehr gerne. Wichtig ist einfach, dass jeder Mensch seine individuelle Balance findet. Es gibt auch Menschen, die aufgrund ihrer Tätigkeit im sozialen Bereich es als nicht ausgleichend empfinden, auch in der Freizeit viele Sozialkontakte zu pflegen. Jemand, der viel vorm Computer arbeitet, es wiederum sehr energiegebend empfindet, in der Freizeit viele Sozialkontakte zu haben.
Wenn die Betätigungen nicht mehr zufriedenstellend und einseitig sind, einen auslaugen, oder etwas vermisst wird, dann kann es problematisch sein.
Die Begriffe Burnout und Boreout (z.B.: wenn jemand arbeitslos ist bzw. nichts Produktives macht oder unterfordert ist) sind hier an dieser Stelle zu erwähnen. Diese sind die beiden Extreme, wo meist keine Betätigungsbalance hergestellt ist.
In der Ergotherapie ist ein wichtiger Leitspruch "Gesund durch Aktivität", wenn es nicht zu viel und nicht zu wenig ist. Ein depressiver Klient zum Beispiel, kann seine Antriebsschwierigkeiten und Motivationslosigkeit durch Aktivität steigern. Vielleicht kennst du das in ähnlicher Form von dir. Zunächst hattest du keine Lust auf Sport und fühltest dich müde und abgeschlagen. Als du dich dann überwinden konntest, hat es dir Spaß gemacht. Jedes Mal wenn du dann diese Erfahrung machst und es zu einer Routine machst, gewöhnt sich dein Gehirn dran und du wirst nicht mehr so viele Motivationsprobleme haben.
Was passiert, wenn jemand nichts zu tun hat?
Wenn jemand arbeitslos ist, auch beim Eintritt in die Pension beobachtbar, sind oft die kleinsten Betätigungen anstrengend und man muss sich extrem zwingen in die Gänge zu kommen. Manche berichten, dass sie sich nicht mehr als wertvolles Mitglied der Gesellschaft fühlen, weil sie nichts Aktives beitragen. Antriebslosigkeit und Trägheit nehmen oft zu.
Das heißt also, Betätigung im gesunden Maße ist heilend und gesundheitsfördernd. Auch ein Mensch in der Pension kann weiterhin produktiv sein, denn das Gefühl von Aktivität durch Produktivität ist grundsätzlich nicht an bezahlte Arbeit gekoppelt.
Was kannst du also tun, damit du in die Gänge kommst, wenn du gerade sehr viel Langeweile hast, oder vielleicht keinen Job hast? Oder du hast generell Schwierigkeiten mit dem Antrieb, weil du möglicherweise eine Depression hast oder gefährdet bist? *
*Wenn du an einer Depression leidest, suche dir professionelle Unterstützung. Wie in meinem ersten Blogartikel erwähnt, ersetzt dieser keine ärztliche, psychologische oder psychotherapeutische Behandlung.
Was kannst du tun, wenn du zu viel tust?
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