In diesem Blogartikel geht es um die Social-Media-Pause als Form der Selbstfürsorge. Am Ende des Artikels findest du konkrete Schritte, was du tun kannst, um dein Wohlbefinden zu fördern, sowie Empfehlungen zu Podcasts, die das Thema vertiefen.
Wusstest du, dass 1 von 3 Mädchen aufgrund von Instagram ein negatives Körperbild entwickelt? Diese Zahl macht deutlich, wie sehr Social Media unser Selbstbild und unsere mentale Gesundheit beeinflussen kann. Während Social Media viele Vorteile bietet, wie etwa den Austausch mit Freunden oder inspirierende Inhalte, sind die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit immer häufiger zu beobachten. Besonders Depressionen und Angststörungen treten vermehrt auf.
Das ständige Streben nach dem nächsten Dopaminkick durch Likes, Kommentare und das Posten von Inhalten kann zu einer Sucht führen. Wenn unser Nervensystem gestresst ist, suchen wir nach äußerer Sicherheit – und oft finden wir diese in unserem Smartphone. Wir schauen ständig nach, ob jemand unseren Beitrag geliket hat oder ob neue Benachrichtigungen eingegangen sind. Ich habe das selbst bei mir beobachtet. Wenn wir keine innere Sicherheit haben, sucht unser Nervensystem sie im Außen, etwa durch das Handy.
Vielleicht kennst du das Gefühl: Das Handy ist in Sichtnähe, und du kannst den Blick nicht davon abwenden. Oder du hörst eine Benachrichtigung und spürst sofort einen Anstieg deines Stresspegels, wenn du gerade nicht reagieren kannst. Ich finde das schon sehr eindrücklich. Unsere neuen Stressoren sind keine wilden Tiere oder fremde Stämme mehr, die ins Dorf einfallen. Nein, es sind latente Stressoren wie das Handy.
Doomscrooling
In diesem Zusammenhang sei auch dieser Begriff erwähnt, auf den ich erst vor kurzem gestoßen bin. Doomscrolling bedeutet das ständige und teils zwanghafte Durchscrollen negativer oder beunruhigender Nachrichten auf Social-Media-Plattformen oder Nachrichten-Websites, selbst wenn diese Inhalte Stress oder Angst auslösen.
Social Media Pause fördert nachweislich die mentale Gesundheit. Weniger Vergleiche und Selbstwertthemen tauchen auf. Plötzlich ist man mit dem eigenen unperfekten Körper, dem eigenen Haus/Wohnung (dass nicht wie aus dem Ei gepellt aussieht wie von (Sinn) Fluencer wieder zufrieden und glücklich. Weniger Sehnsüchte werden geweckt, da wir nicht mehr ständig von Influencer und deren subtiler Manipulation zum Kaufen vom neuesten veganen und wirklich gesunden Nagellack 😉 geweckt werden. Übrigens, auch ich darf mich da immer wieder daran erinnern, bewusster und vor allem aktiv statt passiv am Handy zu sein.
Ich muss an dieser Stelle ehrlich zugeben, dass ich persönlich kein Fan von Influencern bin. Es wird auf Social Media ein perfekt inszeniertes Leben präsentiert, das bei „Normalos“ Neid und Unzufriedenheit schüren kann und eine negative Spirale auslöst. Ich bin mir sicher, dass es auch Influencer gibt, die gute Absichten haben und für Produkte werben, von denen sie überzeugt sind – aber es gibt eben auch viele, die einfach dem nächsten Kontoeingang hinterher pirschen. Und so dermaßen oberflächlich und außenorientiert wirken, dass ich subjektiv eher nicht überzeugt bin.
Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für Motivation und Freude verantwortlich ist. Jedes Mal, wenn wir eine Benachrichtigung erhalten oder einen erfolgreichen Beitrag posten, erleben wir einen kleinen Dopaminkick. Doch der ständige Konsum von Social Media regt dieses Belohnungssystem immer wieder an – ähnlich wie bei Alkohol oder Drogen. Die ständige Suche nach dem nächsten Dopaminkick kann zu einer Sucht führen.
Irgendwann reicht der natürliche Austoß von Dopamin den wir beispielsweise beim Spaziergang erleben oder bei einem freudigen Erlebnis, wenn wir ein Hobby ausführen, einer Aktivität nachgehen, die uns Spaß macht, nicht mehr aus, weil unser Gehirn eine Dopaminsucht durch Social Media hat. Meine Hypothese ist, dass daher viele Privatpersonen oder Influencer deswegen so viel posten, weil sie auf den nächsten Dopaminkick warten den sie erhalten, wenn sie Likes oder Views für ihre Inhalte bekommen. Und dann boomen Retreats für "Waldbaden" oder Wochenenden, wo das Handy abgegeben wird, weil sie nicht mehr in der Lage sind, Herr oder Frau über ihr Handy zu sein. Das Handy hat sie fest im Griff.
Besonders betroffen von dieser Dopaminfalle sind Menschen mit AD(H)S (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung). Bei Menschen mit ADHS ist die natürliche Dopaminproduktion im Gehirn häufig reduziert. Um das zu kompensieren, suchen sie verstärkt nach Stimuli, die eine schnelle Dopamin-Ausschüttung bewirken – und genau diese Stimuli finden sie im Konsum von Social Media. Likes, Benachrichtigungen und die ständige Aktivität auf dem Handy liefern den schnellen Dopaminkick, den sie brauchen, um sich besser zu fühlen. Daher sind gerade Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit AD(H)S besonders gefährdet, eine Handyabhängigkeit zu entwickeln. Die schnelle Belohnung durch Social Media kann ein sehr starkes Bedürfnis nach ständiger Stimulation auslösen, das schwer zu kontrollieren ist.
Ich persönlich bin der Meinung, dass genau dieser Umstand auch mit dafür sorgt, dass wir heutzutage das Gefühl haben, ständig wird ADHS diagnostiziert. Wenn ich aus ergotherapeutischer Sicht den Blick auch auf unsere Umwelt lenke (als Ergotherapeuten sind wir der Meinung, dass die Umweltbedingungen Menschen in ihren Handlungen hemmen oder fördern können), dann hat sie sich erheblich verändert.
Und vor allem für Menschen mit ADHS ist diese Veränderung eine große Herausforderung. Sagen wir vor ca. 30 bis 40 Jahren war der Alltag noch viel stärker durch körperliche Bewegung, Natur und direkte soziale Interaktionen geprägt. Das war eine Umgebung, in der Menschen mit ADHS nicht so sehr mit ihren Schwierigkeiten konfrontiert wurden, weil es viele natürliche Wege gab, den Geist zu beruhigen und zu klären. Da ist es doch kein Wunder, wenn heute Symptomatiken von ADHS sogar verstärkt werden, oder?
Social Media kann bereichernd sein, wenn wir es bewusst und achtsam nutzen. Doch wenn es überhandnimmt, kann es unsere mentale Gesundheit negativ beeinflussen und unser Handeln negativ beeinflussen. Eine regelmäßige Social-Media-Pause hilft, den Fokus zurückzugewinnen und wieder auf natürliche Weise deinen Dopaminaustoß durch freudvolle Handlungen wie Hobbys etc. zu fördern. So kannst du mehr Energie und Freude für die wichtigen Dinge im Leben finden.
Hast du eigene Erfahrungen oder Ideen für einen gesünderen Social-Media-Konsum? Ich freue mich auf deine Nachricht: [email protected]
Alles Liebe, Christina