ÖFFNUNGSZEITEN: 
ERGOTHERAPIE    Mon – Fr: 8:00 bis 18:00 Uhr
Ergotherapie in Pettenbach 
(Bezirk Kirchdorf an der Krems)

Wenn du das Wort noch nie gehört hast, dann ist dieser Artikel hier für dich spannend. Viele Kinder, aber auch Erwachsene können Schwierigkeiten in der Propriozeption (Tiefenwahrnehmung) haben.

Das sind Kinder, die ihren eigenen Körper nicht gut wahrnehmen (keine Vorstellung über den eigenen Körper haben, ihn zu wenig spüren usw.), ungeschickt sind (versteifte Bewegungen zeigen, Bewegungsabläufe schwer stoppen können, stolpern, anstoßen usw.), zu viel oder zu wenig den Stift aufdrücken, Mund steht viel offen und vermehrt Speichelfluss, Probleme bei der Sprachproduktion haben usw.)

Nach einem Schlaganfall können Menschen ebenfalls Schwierigkeiten mit der Propriozeption haben, Menschen mit Demenz, bettlägerige Menschen, schwer beeinträchtigte Kinder/Erwachsene. Auch bei Menschen mit Parkinson nimmt die Tiefenwahrnehmung ab.

Definition:

Unter Propriozeption versteht man die Tiefenwahrnehmung von Körperlage und der Körperbewegung im Raum. Durch diese kann das Hirn erkennen, wo sich jeder Teil des Körpers gerade befindet und wie er sich bewegt. Die Propriozeption bezieht sich auf die Eigenwahrnehmung, d.h. die Lage des eigenen Körpers wird nicht über Reize von außen wahrgenommen, sondern die Information kommt von den Mechanorezeptoren (Sinneszellen) der Muskeln, Sehnen und Haut und des Vestibularorgans (Gleichgewicht).

Zur Propriozeption gehört:

Die Mechanorezeptoren geben dem Gehirn die Information über den Zustand des Bewegungsapparates mit Muskeln, Sehnen und Knochen und machen uns so über den Körper bewusst. Über Vibration, Druck, Zug und Berührung oder Gleichgewichtsreaktionen werden diese Sinneszellen aktiviert. Kontrahiert sich der Muskel, geht die Information über Nervenbahnen im Rückenmark vom Gehirn an den Muskel und von der Muskulatur erfolgt eine Rückmeldung in das Zentralnervensystem.

Wie kann die Propriozeption bei Kindern gefördert werden?

Was tun bei zappelige und „spannungslose“ Kinder?

Kinder die sehr viel zappeln, unkonzentriert sind und zum Beispiel bei der Hausübung nicht still sitzen können, spüren sich durch das zulange sitzen nicht mehr gut. Sie beginnen dann vermehrt zu zappeln, was eine natürliche Reaktion ist. Hier benötigen sie propriozeptive Reize.

Dem Kind kann zum Beispiel helfen:

Kinder die sehr wenig Körperspannung haben (wenig Tonus) die spüren auch ihre Gelenke weniger, weil die Sinneszellen besonders durch Muskelkontraktion aktiviert werden. D.h „Kraftsport“ jeglicher Art sind sehr empfehlenswert, darunter fällt nicht nur Yoga, sondern auch Kampfsport, Turnen, oder Tanzen. Oftmals heißt es dann, das Kind bewegt sich eh so viel oder spielt Fußball... rennen alleine reicht nicht immer aus. Sondern gezielte Übungen wo Körperspannung gefördert wird.

Dazu kommt, dass das Kind lernt, eine vorgezeigte Bewegung nachzumachen und zu planen wie der Körper eingesetzt werden muss. Die Körperhaltung dann auch noch zu halten, dazu ist viel Muskelkraft gefragt und die Sinneszellen werden aktiviert, wodurch die Propriozeption gefördert wird.

Den Körper abklopfen und munter machen sind ebenfalls gute Möglichkeiten, auch für zwischendurch, wenn das Kind zum Beispiel nicht so motiviert für die Hausübung ist.

Damit es wirklich wach und munter ist kann helfen: Hampelmann, Seilspringen, hüpfen etc.

Literaturquellen:

 

Vielfach hört man von Lehrer oder Pädagogen in Kindergärten, das Kind benötigt Ergotherapie, denn es kann nicht ruhig sitzen und zappelt so viel herum, es hört nicht zu und ist auffällig im Verhalten.

Zunächst mal zum Zappeln:

Zappeln ist grundsätzlich gesehen nichts schlechtes, denn die Formatio Reticularis im Gehirn (Neuronennetzwerk im Hirnstamm) bekommt durch das Zappeln Rückmeldung vom Körper und das Gehirn weiß somit wieder, wo es sich im Raum befindet. Die Kinder die vermehrt zappeln, holen sich vestibuläre Reize, damit sie wissen, wo ihr Körper sich gerade befindet. Gerade wenn sie untererregt sind, fangen sie vermehrt an zu zappeln. Zappeln ist also nichts unnatürliches und grundsätzlich eine logische Reaktion. Wenn es allerdings ausartet und es das Kind  überhaupt nicht schafft, mal nicht zu zappeln, dann ist das oft ein Grund in die Ergotherapie zu kommen und mit dem Kind daran zu arbeiten, was es braucht, damit es dies besser steuern kann.

Meiner Meinung nach, sollten wir uns aber davon verabschieden, dass Kinder ruhig am Sessel sitzen sollen. Ich verstehe Lehrer, wenn es ruhig ist und die Kinder arbeiten ist das super. Ich war selbst Pädagogin im Kindergarten und Hort und weiß wie es ist, wenn 20 Kinder im Raum sind und von Stille keine Spur ist.

Jedoch müsste sich die physische Umwelt wie es zum Beispiel im Unterricht gefordert ist, sich endlich dem natürlichen Bewegungsdrang anpassen.
Denn es liegt in der Natur des Menschen, dass wir Bewegung und dann wieder Ruhe benötigen, wo konzentriertes Arbeiten möglich ist. Und auch was das Sitzen betrifft, ist der Wechsel vom Aufrechten Sitz (für 15 Minuten) und dann wieder ein dynamisches Sitzen (wo man sich etwas hin und her bewegt) optimal für die Gesundheit.

Wenn einfach zwei Sportunterrichtsstunden mehr eingebaut werden in den Stundenplan, sprechen wir nicht von bewegtem Unterricht.

Bewegter Unterricht, wie du auch in den Youtube Video sehen kannst (Link am Ende des Artikels) wäre, dass Phasen von Bewegung und dann wieder Phasen von Stille und Konzentriertes Arbeiten eingebaut wird. Und das im Wechselspiel:

Möglichkeiten für unruhige Kinder:

Kinder, die besonders mit der Aufmerksamkeit/Verhalten Schwierigkeiten haben, vielleicht sogar AD(H)S haben, sollten unbedingt frontal zum Unterrichtsgeschehen sitzen, möglichst reizarm, eventuell Fenster/Türen im Rücken des Kindes.

Ich gehe davon aus, das Lehrer, Lehrer werden, weil sie Kinder lieben und gerne mit ihnen Zeit verbringen. Daher sollte das auch so oft wie möglich gezeigt werden in der Mimik und mit Worten. Face to Face ist besonders für Kinder wichtig, die im Verhalten auffällig sind und unaufmerksam sind. Genau die brauchen das Gefühl, dass sie vom Lehrer gemocht werden. Solche Kinder verunsichert es enorm, wenn ein Lehrer keine Mimik zeigt. So oft wie möglich Wertschätzung zeigen/Ich mag dich, ist für diese Kinder sehr hilfreich.

Typische "Fehler" die vermieden werden sollten

Keine ironischen oder sarkastischen Antworten geben, diese Kinder verstehen sowas nicht.

Wenn ein Kind Auffälligkeiten im Verhalten hat, könnte man jetzt mit dem Finger auf die Familie zeigen: "Eh klar... bei dem Elternhaus ist es ja kein Wunder." Man könnte jetzt die ganze Energie damit verschwenden, auf die Eltern sauer zu sein und sich aufzuregen... wo man aber nichts verändern kann und das auch nicht zur Aufgabe eines Lehrers gehört. Da verschwendet man nur unnötige Energie und macht eine Sache zu unserem Problem, obwohl es nicht unser Problem ist.

Immer wieder erlebe ich, wo Pädagogen sich in der Elternarbeit ausbrennen, weil sie sich so sehr wünschen, dass Eltern sich verändern. Leider kann man aber keinen anderen verändern, wenn der nicht von sich aus bereit dazu ist.

In der Ergotherapie allerdings, ist es so, dass der Hauptklient das Kind ist und die Nebenklienten die Eltern sind, wo also im Elterntraining sehr wohl darauf eingegangen wird, dass sie aktiv mitarbeiten müssen, wenn sie wollen, dass sich etwas verbessert.

Man könnte jetzt auch verzweifelt nach einer Diagnose suchen wie AD(H)S und der Störung der Schuld geben. Natürlich ist es äußerst sinnvoll, sich Wissen anzueignen. Aber das wird die Situation im Klassenzimmer per se nicht verändern.

Du hast es in der Hand und kannst aktiv etwas verändern

Was wir allerdings verändern können, ist uns selbst. Wir können einen bewegten Unterricht schaffen, wir können unser Bild vom Kind hinterfragen, wir können Fortbildungen zu verhaltensauffälligen Kindern absolvieren und wir können auf uns selber achten, dass es uns gut geht. Wir können beginnen, das Kind zu loben, wenn es etwas toll macht, was ihm sonst vielleicht schwer fällt, statt immer nur auf das Negative achten. Wir können echtes Interesse für das Kind zeigen. Wir können einfach mal loslassen, dass wir immer die Kontrolle haben müssen und es still sein muss. Wir können Aufträge klarer formulieren und Aufforderungen wirksamer stellen, nämlich kurz und klar. Wir können bei einem Problemverhalten sofort sachlich (ohne emotional zu werden) und konsequent reagieren.

Wir können uns mit Kollegen austauschen, wenn jemand Erfahrungen mit solchen Kindern hat. Wir können Selbstfürsorge in unser Leben kultivieren und gut für uns sorgen. Wir können eine angenehme Atmosphäre im Unterricht schaffen, dass für uns und alle Beteiligten gut ist, in Form von Blumen, Kerzen, was Persönliches auf unseren Schreibtisch stellen etc.

Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass wenn ich ruhig und entspannt bin, sich das auf die Kinder überträgt. Wenn ich hektisch war, vieles im Kopf hatte, unrund war, dann haben das die Kinder sofort gespürt und es war laut und ich musste viel schimpfen etc.

Wenn ich aber wirklich losgelassen habe, auch meine Kontrolle (wie es zu sein hat) und entspannt war, dann ging es mir so viel leichter von der Hand.

Und das Wichtigste zum Schluss, Humor, Gelassenheit und keine Perfektion von sich und anderen erwarten.

Im folgenden gebe ich noch ein paar hilfreiche Tipps:

(in Anlehnung an das Wunstorfer Konzept)

Tipps für den Unterrichtsbeginn:

Wichtig ist, das Kind muss Blickkontakt halten und still sein. Das Kind stellt einen Fuß auf die Sesselfläche, der andere steht am Boden. Währenddessen wird eine Triangel oder eine Klangschale vom Lehrer angeschlagen. Das Kind steht solange still, bis der Ton verklungen sind. Diese Übung ist super, dass die Kinder fokussiert sind und dir gut zuhören können.

Es stellt sich einfach die Frage, was ich mir als Lehrer an Energie einspare, wenn ich statt schimpfen diese kleinen Auszeiten in der Stunde einbaue. Es können alle Beteiligten nur gewinnen. Natürlich sollte das gut eingeführt werden, sodass die Kinder das nicht wahllos ausnützen. Lehrer, die das bereits umsetzen, berichten wie effektiv das ist und sich das bewährt hat.

Wenn ein Kind nicht aufpasst und sich mit dem konzentrieren schwer tut und zappelt, kann vermieden werden zu sagen, konzentrier dich besser, pass endlich auf... Stattdessen lieber genau sagen, was das Kind tun soll: Hör zu, schau hin... Mit den oben genannten Signalkarten, wo entsprechende Symbole abgebildet sind, ist dies ein noch höhere Aufforderungscharakter für das Kind, damit es sich daran hält.

Wenn dir als Lehrer in der Klasse Kinder besonders auffallen, die Probleme haben mit der:

dann würde ich empfehlen, mit den Eltern zu sprechen und auf Ergotherapie hinweisen, wo entsprechend an diesen Problematiken in der Therapie gearbeitet wird.

Youtube Video: Beispiel eines bewegten Unterrichts:

https://www.youtube.com/watch?v=GIbdY9IWqmA

Ich hoffe ich konnte dir ein paar gute Inspirationen geben! Alles Liebe, Christina

 

 

Ergotherapie hilft Menschen jden Alters, die aufgrund von Verletzungen, Entwicklungsverzögerungen, psychischen Beeinträchtigung etc. in ihren Alltagstätigkeiten sowie im Beruf und Freizeit Schwierigkeiten in der Handlungsdurchführung haben.
Wartberger Straße 18
4643 Pettenbach

Bei Ergotherapeutin Gabriele Wechner
www.etherapie.at
Ich arbeite auf Honorarbasis. Das heißt, je nach Krankenkasse bekommen Sie einen Teil der Therapiekosten zurückerstattet.
Hausbesuche finden im Umkreis von Waldneukirchen statt. Details werden telefonisch abgesprochen.
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