Im folgenden Artikel gehe ich darauf ein, was Aufmerksamkeit ist, was es mit der Diagnosestellung auf sich hat und was der Unterschied zwischen ADS und ADHS ist. Wie Untererregung und Übererregung sich äußert und was die durchschnittliche Konzentrationsdauer ist wird ebenfalls beschrieben. Am Ende führe ich zwei gute Ratgeber für Eltern, Pädagogen und Therapeuten auf.
Es stimmt, es gibt viele Falschdiagnosen. Nichtsdestotrotz ist diese Erkrankung keine Modeerscheinung, wie so oft gemeint ist, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, wo mit Sicherheit auch die heutige Zeit ihren Beitrag dazu leistet. Es wird vermutet, dass unsere Schnelllebigkeit, Reizüberflutung, Leistungsdruck, ein veraltetes Schulsystem, ADHS sehr wohl begünstigt. Sie „wächst“ sich auch nicht aus. Sie besteht auch im Erwachsenenalter fort, wo sich allerdings die Symptome ändern. In Form von innerer Unruhe, andauernder Reizbarkeit, Desorganisiertheit, Ungeduld, Impulsivität und vielem mehr sich äußern kann.
Die Symptome bei ADHS sind den 3 Bereichen der Aufmerksamkeit, der Hyperaktivität und der Impulsivität zugeordnet. Man unterscheidet ADS ohne Hyperaktivität und ADHS mit Hyperaktivität.
Was ist Aufmerksamkeit?
Man unterteilt die Aufmerksamkeit in 4 Bereichen:
Es wird der Wachzustand bezeichnet, bzw. die Fähigkeit eine Reaktionsbereitschaft auf Umweltreize herzustellen. Beispiel: Ich sehe ein Reh über die Straße laufen und reagiere adäquat und rechtzeitig. Alterness bezeichnet auch die allgemeine Wachheit.
Ich fokussiere mich auf die Hausübung und lasse mich nicht ablenken, auch nicht, wenn das Handy läutet.
Ich mache zwei Dinge gleichzeitig und teile meine Aufmerksamkeit: Ich wasche ab, während ich im Radio die Nachrichten hören kann.
Ich kann mich länger auf eine Aufgabe fokussieren, bei einer reizarmen Umgebung und reagiere sicher und schnell bei Bedarf: Ich schreibe einen Aufsatz und reagiere, wenn jemand an die Tür läutet.
Diagnose:
Damit eine Diagnose gestellt werden kann, müssen die Symptome in der Schule, Zuhause und in der Freizeit auftreten und das schon vor dem 7. Lebensjahr und länger als 6 Monate andauern. Von einer Störung spricht man erst dann, wenn das Kind in seinen Alltagsfunktionen deutlich beeinträchtigt ist und der Leidensdruck sehr groß ist.
Es lässt sich jetzt drüber diskutieren, ob eine Diagnose Vorteile bietet oder nicht und ob das eine gute Idee ist.... Die Vorteile sind, wenn ich weiß, was es ist, drüber informiert bin, es klar feststeht, können entsprechende Hilfestellungen gegeben werden.
Der Nachteil kann sein, dass ich das Kind dann nur über die Diagnose definiere und mich nur auf das Negative fokussiere. Meine Meinung ist, dass man es selber in der Hand hat, wie ich damit umgehe. Und ob ich als Elternteil das Kind stigmatisiere und eine „Opferhaltung“ einnehme. Oder ob ich das Ganze Positiv sehe und es nach der Diagnosestellung quasi „angehe“ und Hilfe einleite. So oder so, die Augen können nicht verschlossen werden, wenn man was verändern will, dass sich die Situation entspannt und Verbesserung eintritt, muss entsprechend was getan werden dafür.
Grundsätzlich unterscheidet man bei Kindern mit Aufmerksamkeitsproblematiken:
Ein Untererregtes Kind ala "Traumsuse" und "Hans Guck in die Luft"
Übererregtes Kind "Zappelphilipp"
Viele Kinder, die keine Diagnose haben, sondern lediglich Symptome haben, profitieren bei entsprechender Hilfestellung auch enorm. Wenn das Kind Schulprobleme hat, es Zuhause Probleme gibt, dann kann Ergotherapie ebenso einen positiven Beitrag leisten.
Konzentrationsdauer
Als ich gelesen habe, wie die durchschnittliche Konzentrationsdauer generell bei Kindern am Stück ist, also ohne Pause, habe ich mir die Frage gestellt, ob wir von Kindern nicht viel zu viel verlangen. Wenn ich höre, dass ein Erstklässler 2-3 Stunden bei der Hausübung braucht, weil er die oben genannten Symptome aufweist, obwohl 30 Minuten normal sein sollten, wundert es mich nicht, dass Eltern und das Kind einfach nur fertig sind und das Kind eine Aversion gegen Hausübung und eventuell gegen Schule entwickelt. 30 Minuten HÜ Zeit ist eine Durchschnittszeit für Erst- und Zweitklässler, wobei natürlich individuelle Unterschiede je nach Kind bestehen!
Als ich noch im Hort arbeitete, war für viele Kinder die Hausübungssituation eine Qual (und für die Pädagogen ;)). Ihnen fehlt die Motivation, der Plan wie strukturiert vorgegangen werden kann, sie waren überfordert von der Menge her und manche waren körperlich oft gar nicht in der Lage eine adäquate Körperspannung zu halten. Diese ist aber notwendig für motorische als auch für kognitive Handlungen.
Zurück zur durchschnittlichen Konzentrationsdauer:
Wenn sich ein Kind brennend für ein Thema interessiert, und Zeit und Raum vergisst, ist jedes Kind, egal ob AD(H)S oder nicht, zu Höchstleistung fähig!!! Daher sollten die Kinder schon von kleinauf dahingehend unterstützt werden, dass sie ihre Interessen und Hobbys ausleben und ihren Träumen folgen. Und dass sie lernen, dass sie immer Lösungen für Probleme finden können und wie sie Ziele erreichen können.
Und meine persönliche Meinung ist noch, dass wenn ein Kind von Kleinauf die Werte und Vorteile von Mediation, Achtsamkeit, (Kinder)yoga erlebt, sich das enorm positiv auswirken könnte. Gerade in Zeiten von extremer Schnelllebigkeit und Reizüberflutung ist mentale Stärke und das Kontrollieren und bewusste Wahrnehmen von eigenen Gedanken so wichtig.
Auch Kinder, gerade mit ADHS, haben so viele wechselnde Gedanken und ein Emotions-Auf- und Ab. Dadurch fühlen sie sich dem ausgeliefert, weil sie so hin und hergerissen sind. Man kann sich vorstellen, dass ein Teufelchen und ein Engelchen im Nacken sitzt. Das Teufelchen sagt zum Beispiel "Scheiß Hausübung, ich will nicht, das ist blöd" und das Engelchen sagt, "ach komm, es ist gar nicht so viel".... Die Gedanken vom Kind wechseln ständig hin und her, was so viel Energie in Anspruch nimmt, dass es körperlich schon fertig ist, bevor es mit der Hausübung überhaupt beginnt. Achtsamkeit und Co. kann hier eine gute Abhilfe schaffen. Das und mehr wird in der Ergotherapie ebenfalls geübt.