ÖFFNUNGSZEITEN: 
ERGOTHERAPIE    Mon – Fr: 8:00 bis 18:00 Uhr
Ergotherapie in Pettenbach 
(Bezirk Kirchdorf an der Krems)

Heute möchte ich über Selbstregulation schreiben. Unter Selbstregulation wird verstanden, dass das Kind rechtzeitig erkennt, was gerade seine Bedürfnisse sind und danach handelt. Ist es müde und braucht es Rückzug? Ist es hibbelig und braucht es Bewegung? Ist es müde und möchte aber wacher werden? In der Ergotherapie ist das immer wieder Thema wenn es um Aufmerksamkeitsschwierigkeiten geht. Mit einigen Kindern bastle ich dazu den sogenannten Drehzahlmesser.

Ich habe den Drehzahlmesser bei der Fortbildung "Wunstorfer Konzept" von Britta Winter - eine Ergotherapeutin kennengelernt bzw. kommt der Drehzahlmesser aus dem THOP Konzept von Döpfner. Empfohlen wird er für Kinder ab Schulalter.

Ich erkläre den Drehzahlmesser immer so, dass wir alle einen inneren Motor haben wie Autos. Es gibt Rennautos, wo der Motor sehr schnell läuft, dann gibt es Traktoren, die einen langsamen Drehzahlmesser/Motor haben und dann gibt es Lastwagen oder normale Autos die weder rasend schnell noch sehr langsam fahren. Und dann frage ich, wie denn der Motor bei ihnen optimal laufen sollte wenn sie schlafen, essen, Hausübung machen, laufen etc. Die Kinder können das sehr gut einschätzen habe ich beobachtet und wissen genau, wann und wo es bei ihnen nicht immer so ist. Sie haben auch wirklich Spaß daran, den Motor einzustellen bevor wir zum Beispiel mit einer konzentrierten Aufgabe am Tisch beginnen oder wenn sie Hausübung machen.

Kinder, die Schwierigkeiten haben mit der Konzentration und ihrer Aufmerksamkeit und/oder sehr unruhig sind, viel zappeln, überhaupt Schwierigkeiten haben "runter zu kommen", kann der Drehzahlmesser helfen, dass sie selber spüren wie ihr innerer Motor denn so läuft. Und in Folge dessen, auch entsprechend reagieren können und Tricks anwenden, um sich zum Beispiel "munter" zu machen oder um sich zu "beruhigen".

Im folgenden erkläre ich den Drehzahlmesser genauer:

Das alles wäre praktisch das Optimum. Allerdings läuft bei Kindern der Motor oft nicht "situationsangepasst" bzw. ist es ganz natürlich, dass es schwankt zwischen Müdigkeit, Überdrehtheit, Unruhe, Wachsamkeit, Träumerei. Oder es kann passieren, dass man in Eile ist, weil man sonst zu spät zu einem Termin/Schule kommen würde und da muss man dann auch  den Drehzahlmesser raufdrehen, damit man einen schnelleren Motor bekommt.

Wichtig ist nur, es selbst zu erkennen und steuern zu können in dem das Kind weiß, was es tun kann, damit der Motor entweder runtegedreht wird oder hochgedreht wird. Gerade Kinder die Aufmerksamkeitsschwierigkeiten haben oder überhaupt Probleme haben sich selber zu regulieren, kann der Drehzahlmesser wirklich helfen.

In der Ergotherapie bekommt das Kind anschließend auch Tricks mit nachhause was es machen kann, damit es entweder wacher wird oder ruhiger wird. Gerade bei der Hausübung ist der Motor nicht immer im grünen Bereich, sondern entweder sind sie müde oder auch mal überdreht. Und hier einzugreifen und das zu spüren, ist eine wichtige Voraussetzung, damit erstens Veränderung passiert und zweitens, die Aufmerksamkeitsleistung verbessert werden kann.

 

In der Ergotherapie beschäftigen wir uns oft damit, wenn das Arbeitsverhalten des Kindes bei der Hausübung oder in der Schule chaotisch verläuft. Sprich, wenn das Kind keine gute Verhaltensorganisation hat. Es vergisst zum Beispiel was die Aufgabe ist, weiß nicht wie es beginnen soll, was zuerst drankommt, es startet unüberlegt sofort los, es überlegt nicht sondern fragt unmittelbar nach Hilfe wenn es nicht weiter weiß, es ist ständig abgelenkt und weiß nicht mehr wo es gerade bei der Aufgabe war.

All diese Dinge können das Kind ganz schön frustrieren. Auch das Umfeld wie die Eltern oder die Lehrer wissen oft nicht mehr weiter. Dieser Bereich der Verhaltensorganisation oder auch Handlungsplanung genannt, fällt in den Bereich der Exekutiven Funktionen. Das sind Fähigkeiten, die das Kind benötigt, um beispielsweise Handlungsschritte durchzuführen. Wo es vorher mal planen muss, bevor es loslegt und seine Impulse regulieren muss. Diesen Kindern fehlt zudem diese "innere Organisation" nenne ich das. In solchen Situationen kann es helfen, wenn das Kind einen Schritt für Schritt Plan hat, der auf alle Handlungen umgesetzt werden kann. Ein Beispiel ist der Aufgabenhelfer. Diesen habe ich schon des öfteren mit dem Kind erstellt. Er kann helfen, dass das Kind lernt, wie es strukturierter vorgehen kann. Durch die Visualisierung und das zuklappen der einzelnen Schritte, hat es Selbstkontrolle und weiß immer wo es gerade steht.

Eine Handlung hat immer einen Beginn, baut sich dann auf und hat ein klar definiertes Ende. Manche Kinder haben schon Schwierigkeiten den Beginn zu finden und zu starten, weil sie womöglich mit der Aufmerksamkeit ganz wo anders sind. Sie den Auftrag überhört haben. Also natürlich muss neben dem Handlungsthema auch ermittelt werden, ob das Kind nicht auch ein Aufmerksamkeitsproblem hat. Manche Kinder haben zu dem Schwierigkeiten, die Handlung fortzuführen und zwischendurch zu kontrollieren - quasi ihren Arbeitsprozess zu überwachen. Sie wollen am liebsten schnell-schnell fertig sein oder starten sofort los und beginnen mittendrin. Sie vergessen irgendwas Wichtiges wie zum Beispiel die Überschrift, das Datum, den Zeilenanfang. Es kann auch sein, dass sie sich verlieren und abgelenkt sind und deswegen ebenfalls die Handlung nicht korrekt durchführen können. Und am Ende steht das Beenden. Manche Kinder kontrollieren am Schluss zum Beispiel nicht mehr, räumen ratzfatz alles in die Schultasche. Vergessen aber möglicherweise gewisse Dinge wegzuräumen und alles einzusortieren.

Hier ist ein Plan zur Handlungsorganisation und wie der geistige Prozess eigentlich aussieht, der hinter einer Handlung steht. Den Plan habe ich so erstellt, wie er für mich und für Kinder möglichst logisch ist. Aber hier gibt es kein richtig und falsch. Ich habe die Schritte so gewählt, wie sie für mich gut passen. Den Kindern kann dies so visuell veranschaulicht werden:

Natürlich kommt zu dem Ganzen neben der Aufmerksamkeit auch noch mögliche Unlust für bestimmte Aufgaben dazu. Wir alle handeln nicht gerne, wenn es uns erstens nicht wichtig erscheint oder uns nicht so interessiert. Aber aus meiner Sicht wird die Unlust noch mehr verstärkt, wenn das Kind im Arbeitsverhalten Schwierigkeiten hat. Es weiß ja ganz genau, dass es sich da schwer tut und wenn ständig genörgelt wird, weil das Heft wieder so ramponiert aussieht, irgendwelche Zetteln halbfertig drin kleben und Ähnliches. Es strengt das Kind ja auch an, wenn es chaotisch ist. Und manchmal fehlt auch genau diese Anstrengungsbereitschaft, weil vielleicht vieles in der Vergangenheit dem Kind abgenommen wurde (muss natürlich nicht sein, kann aber 😉 . Wenn Eltern wollen, dass sie selbstständiger werden, ist es dringend empfohlen, diese Kinder hierbei zu unterstützen, ihnen nicht alles abzunehmen und alles vorzukauen, dass sie z.B. selber ihre Fehler bei der HÜ erkennen. Verantwortlichkeiten im Alltag zu übernehmen für ein Tier, Pflanzen oder im Haushalt sind ebenfalls Dinge, wo das Kind diese Fähigkeiten üben kann.

Dieser Aufgabenhelfer/Arbeitsschrittkarten/Pläne können in Bezug auf das Arbeitsverhalten Abhilfe schaffen, weil es das Kind in der Selbstständigkeit fördert und es selber mitdenken muss. In der Ergotherapie gestalten die Kinder oft ihren individuellen Hausaufgabenplan, wo sie selber die Schritte zeichnen dürfen, so wie es für sie gut passt. Diesen Plan legen sie sich dann zur Hausübung, oder hängen ihn sichtbar auf, sodass sie immer einen Blick darauf haben.

Vor einiger Zeit habe ich fertige Aufgabenhelfer so gestaltet, dass ich diese über Therapiemarktplatz verkaufe. Wenn du daran Interesse hast, schau gerne hier vorbei: Aufgabenhelfer 1 und hier: Aufgabenhelfer 2

Auch wenn nicht gesagt werden kann, dass sie Wunder wirken, weil letztendlich braucht es auch den Willen des Kindes dazu. Ich wünsche viel Freude mit dem Ausprobieren! Bei weiteren Fragen, gerne eine Mail an [email protected]

Liebe Grüße

Christina

Heute folgt ein kurzer Blogartikel zum Thema Morgen- und Abendroutinen. Ich schreibe darüber, wie Visualisierungshilfen in Form einer Checkliste Abhilfe schaffen sowie die Verwendung eines Timers für mehr Zeitgefühl des Kindes sorgen kann und wie eine Vorbereitung der Kleidung am Abend ebenfalls Stress am Morgen raus nimmt.

In die Ergotherapie kommen immer wieder Kinder, wo die Eltern mir berichten, dass der Morgen und/oder Abend so mühsam ist. Das Kind trödelt, kommt nicht aus dem Bett, Aufträge müssen mehrmals wiederholt werden und die Eltern berichten, dass sie das Kind förmlich "schieben" müssen, damit es sich anzieht, die Morgentoilette erledigt uvm. Teilweise ist es auch so, dass die Mama oder der Papa alles übernehmen müssen, weil sie sonst nicht rechtzeitig in die Schule oder in den Kindergarten kommen würden. Wenn der Morgen so startet, ist das natürlich für alle Seiten sehr frustrierend.

Wichtig zu erwähnen, eine Routine bedeutet immer, dass die Abläufe möglichst gleich sind und sich vielleicht mal minimal ändern, aber grundsätzlich gleichbleibende Abläufe beinhaltet. Gibt es eine fixe Struktur, ist das alleine schon einfacher für das Kind und die Eltern, denn eine Routine bedeutet Sicherheit. Gerade für Kinder die in der Aufmerksamkeit, der Handlungsdurchführung, der Wahrnehmung etc. Schwierigkeiten haben, sind Routinen ohnehin erleichternd. Aber natürlich auch für andere Kinder 🙂 .

Wie funktioniert so eine Visualisierungshilfe?

Manche Kinder tun sich wirklich schwer, Handlungsschritte durchzuführen, ohne den Faden zu verlieren und sich nicht ablenken zu lassen. Ich habe daher begonnen, eine sogenannten individuelle Checkliste zu erstellen, als visuelle Hilfe, wo die einzelnen Handlungsschritte abgebildet sind. Dies ist bei jedem Kind und bei jeder Familie individuell. Die Eltern sagen mir dazu in max. 6 Schritten (natürlich auch weniger möglich) wie ihr Morgen denn so aussieht. Starten tut es überall gleich, nämlich mit dem Aufstehen. Was aber dann kommt, ist sehr unterschiedlich. In der Therapie wird darauf geachtet, dass wir da natürlich ganz individuell darauf eingehen. Diese Checkliste wird so angebracht, dass das Kind überall dazu gehen kann, wenn es den Schritt dann erledigt hat. Es verschiebt nach dem Durchführen des Handlungsschrittes die Perle von links nach rechts. Somit hat es den Überblick was als nächstes dran kommt. Außerdem wird die Selbstkontrolle und die Eigenständigkeit gefördert. Das Verschieben der Perle hat überdies einen hohen Aufforderungscharakter, damit es den Handlungsschritt alleine durchführt. Viele Eltern berichten mir, dass die Kinder das Verschieben der Perle lieben und es sogar insgesamt eigenständiger geworden sei (natürlich spielen da oft mehrere Faktoren eine Rolle, die man nicht immer genau weiß). Natürlich ist so eine Visualisierungshilfe kein Rezept für alle Kinder, aber ein Versuch ist es natürlich allemal wert ;-)!

Hier findest du meine Morgen- und Abendroutine inklusive zahlreiche Bilder zum käuflichen Download. Du muss ihn noch selber fertigstellen, das kann ich dir nicht abnehmen 😉 .  Bei jedem sieht der Morgen ja anders aus, daher gibt es da keine fixfertigen. HIER

Der Timer

Neben so einer Visualisierungshilfe können auch sogenannte Timer eine gute Hilfe sein, damit Kinder ein besseres Gefühl für Zeit bekommen, als auch mehr im "Tempo" zu sein. Hierbei kann zum Beispiel eingestellt werden, wie viel das Kind noch Zeit zu spielen hat, bevor es dann wirklich fertig sein muss für die Schule/KIGA. Aus meiner Erfahrung her, lieben die Kinder den Timer, sie haben das Gefühl, dass sie mehr Kontrolle und Struktur haben (gerade für Kinder die sich schnell in ihrer eigenen Welt verlieren) eine gute Hilfe um diese Übergänge von einer Handlung in die nächste ohne Streit und Frustration zu schaffen.

Ich setze den Timer in der Therapie ständig ein, vor allem für Kinder die Schwierigkeiten in der Kooperation haben. Ich verwende diesen lautlosen Timer hier: Hier

Eine gute Vorbereitung am Abend für den nächsten Tag

Ein weiterer Tipp damit der Morgen besser gelingt ist, dass die Kleidung schon am Vorabend gut sortiert vorbereitet wird, damit nicht am Morgen noch diskutiert werden muss, was das Kind gerne anziehen möchte. Für jüngere Kinder kann auch eine sogenannte Anziehstraße (Kleidung wird in der Reihenfolge aufgelegt, wie sie angezogen wird) gelegt werden. Wenn das Kind in einem Punkt wirklich Schwierigkeiten hat sich anzuziehen, weil es den Knopf nicht schließen kann oder Ähnliches, dann kann mit dem Kind genau ausgemacht werden, wo geholfen wird: Nämlich nur da, wo es wirklich Schwierigkeiten hat. Bei der Vorbereitung am Abend sollte das Kind natürlich miteinbezogen werden!!

Weitere Infos und Tipps zum Thema Trödeln kannst du hier finden:  https://starkekids.com/troedeln/

Viel Spaß beim Umsetzen der Ideen und bei etwaige Fragen, gerne eine Mail an [email protected]

Liebe Grüße, Christina

Ich habe HIER bereits einen Artikel über die exekutiven Funktionen geschrieben und möchte nochmal darauf eingehen, weil wirklich viele Kinder, die in der Ergotherapie sind, Schwierigkeiten haben und es nicht so leicht ist das auch zu erkennen.

Was bedeutet das?

Der Begriff „Exekutive Funktionen“ ist nicht sehr geläufig, aber für das jetzige, als auch spätere Leben als Kind und schließlich als Erwachsener sehr wichtig.

Der Ausdruck exekutive Funktionen ist ein Sammelbegriff aus der Hirnforschung und Neuropsychologie. Darunter wird verstanden, dass der Mensch ausgestattet mit seinen geistigen Funktionen sein eigenes Verhalten unter Berücksichtigung der Umwelt steuern kann. Das wird benötigt, damit der Mensch sein Handeln an die Situation anpasst – sogenannte „Kognitive Kontrolle“ hat.

Ein ganz einfaches Beispiel: Wenn ich in der Bank arbeite und gerade einen Kunden betreue kann ich nicht plötzlich privat telefonieren, weil mich gerade ein Freund anruft und den Kunden dann einfach stehen lassen. Wenn ich das mache, werde ich sicher nicht lange den Job behalten. Das ist jetzt ein sehr drastisches Beispiel, aber soll ausdrücken, dass der Mensch situationsangepasst handeln muss, je nach dem, was auch von der Umwelt gerade gefordert wird. Ein Mensch muss in der Lage sein, dass er nicht jedem Impuls der ihm gerade in den Sinn kommt, auf der Stelle und sofort, nur weil er jetzt will, nachgehen kann. Manchmal müssen Dinge aufgeschoben und priorisiert werden.

Exekutive Funktionen werden auch benötigt, wenn automatisches Handeln für eine Problemlösung nicht mehr ausreicht. Wenn also ein unvorhersehbares Hindernis auftritt, muss ich mein Handeln anpassen können.

Zum Beispiel will das Kind gerade Hausübung machen und merkt, dass es das benötigte Buch dafür in der Schule vergessen hat. Es muss sein Handeln also unterbrechen, neue Entscheidungen treffen und eine Lösung finden.

Dazu benötigt es Bewusstsein und Aufmerksamkeit. Das Kind muss also bemerken, dass es das Buch nicht mit hat, dass das für die Hausübung notwendig ist. Es muss sich also entsprechend organisieren können.

Es muss auch vorausschauend denken können und schon in der Schule die nötige Aufmerksamkeit besitzen, dass es sich selbst organisiert und alle dafür benötigten Materialien mithat. Daher steht über dem Ganzen als sehr zentraler Punkt, die Aufmerksamkeit.

Das heißt nicht, dass das Kind nie was vergessen darf, das tut jeder. Aber wenn das wirklich sehr oft vorkommt, auch in anderen Bereichen, dann könnte es in den exekutiven Funktionen Schwierigkeiten haben.

Die exekutiven Funktionen benötigen wir für:

Kein Kind wird mit fertigen exekutiven Funktionen geboren, denn sie reifen mit dem Älter werden. Ein drei jähriges Kind hat natürlich eine schwache Impulskontrolle oder Selbstregulation als ein 7 jähriges Kind. Ein pubertierender Jugendlicher hat meist auch noch keine fertig entwickelten exekutiven Funktionen. Grundsätzlich spricht die Forschung davon, dass die exekutiven Funktionen in den frühen 20ern fertig ausgebildet und ausgereift sind. Dazu benötigt das Kind aber Unterstützung, genauso wie es auch Liebe und Geborgenheit benötigt.

Die exekutiven Funktionen sind überall im Alltag von zentraler Bedeutung: Sie sind unverzichtbar für eine eigenständige Lebensführung und machen Selbstdisziplin, Zeitmanagement, Umsetzungskraft und Belohnungsaufschub erst möglich.

Die Forschung ergab, dass sich alle komplexeren exekutiven Funktionen auf drei unabhängige Basisprozesse reduzieren lassen:

Die Aufmerksamkeit ist dabei ein Schlüsselfaktor.

Bei einer Fortbildung wo ich einmal war, meinte der Vortragende, dass im Grunde alle Kinder, die Aufmerksamkeitsschwierigkeiten haben, gleichzeitig ein Problem mit den Exekutiven Funktionen haben.

Die exekutiven Funktionen werden unterteilt in die sogenannten „kalten exekutiven Funktionen“ und „warmen exekutiven Funktionen“

 Zu den kalten zählen:

Zu den warmen zählen:

Die exekutiven Funktionen sitzen neuronal gesehen im Frontalhirn und in diesem Bereich sitzen eben auch die Funktionen wie Sozialverhalten, Hemmung, Motivation, Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, problemlösendes Denken etc.

Exekutive Funktionen und die sozial-emotionale Entwicklung

Schüler mit höherer Selbstregulationsfähigkeit verfügen nicht nur über bessere Schulleistungen, sondern sie können auch mit Stress und Frustration besser umgehen. Wenn Kinder ihr Verhalten besser hemmen können und steuern können (zum Beispiel nicht Unangebrachtes sagen, Freundschaften pflegen, sich in andere hineinversetzen) ein ausgeprägteres Sozialverhalten und damit im Zusammenhang weniger Minderwertigkeitsgefühle, Einsamkeit oder depressive Verstimmung).

Soziale Anforderungen wie einen Streit, Kontaktaufnahme oder die Fähigkeit Kompromisse zu schließen setzt voraus, dass ich mich flexibel und kompetent verhalten kann. Dabei muss ich meine Emotionen auch kontrollieren können und die Fähigkeit haben, andere Perspektiven einnehmen können (z.B. wie geht es dem Kind, wenn ich es schubse).

Was hilft Kindern, die in den exekutiven Funktionen Schwierigkeiten haben, aus ergotherapeutischer Sicht?

Wenn du Fragen hast, schreibe mir gerne an [email protected]

 

 

Wenn du das Wort noch nie gehört hast, dann ist dieser Artikel hier für dich spannend. Viele Kinder, aber auch Erwachsene können Schwierigkeiten in der Propriozeption (Tiefenwahrnehmung) haben.

Das sind Kinder, die ihren eigenen Körper nicht gut wahrnehmen (keine Vorstellung über den eigenen Körper haben, ihn zu wenig spüren usw.), ungeschickt sind (versteifte Bewegungen zeigen, Bewegungsabläufe schwer stoppen können, stolpern, anstoßen usw.), zu viel oder zu wenig den Stift aufdrücken, Mund steht viel offen und vermehrt Speichelfluss, Probleme bei der Sprachproduktion haben usw.)

Nach einem Schlaganfall können Menschen ebenfalls Schwierigkeiten mit der Propriozeption haben, Menschen mit Demenz, bettlägerige Menschen, schwer beeinträchtigte Kinder/Erwachsene. Auch bei Menschen mit Parkinson nimmt die Tiefenwahrnehmung ab.

Definition:

Unter Propriozeption versteht man die Tiefenwahrnehmung von Körperlage und der Körperbewegung im Raum. Durch diese kann das Hirn erkennen, wo sich jeder Teil des Körpers gerade befindet und wie er sich bewegt. Die Propriozeption bezieht sich auf die Eigenwahrnehmung, d.h. die Lage des eigenen Körpers wird nicht über Reize von außen wahrgenommen, sondern die Information kommt von den Mechanorezeptoren (Sinneszellen) der Muskeln, Sehnen und Haut und des Vestibularorgans (Gleichgewicht).

Zur Propriozeption gehört:

Die Mechanorezeptoren geben dem Gehirn die Information über den Zustand des Bewegungsapparates mit Muskeln, Sehnen und Knochen und machen uns so über den Körper bewusst. Über Vibration, Druck, Zug und Berührung oder Gleichgewichtsreaktionen werden diese Sinneszellen aktiviert. Kontrahiert sich der Muskel, geht die Information über Nervenbahnen im Rückenmark vom Gehirn an den Muskel und von der Muskulatur erfolgt eine Rückmeldung in das Zentralnervensystem.

Wie kann die Propriozeption bei Kindern gefördert werden?

Was tun bei zappelige und „spannungslose“ Kinder?

Kinder die sehr viel zappeln, unkonzentriert sind und zum Beispiel bei der Hausübung nicht still sitzen können, spüren sich durch das zulange sitzen nicht mehr gut. Sie beginnen dann vermehrt zu zappeln, was eine natürliche Reaktion ist. Hier benötigen sie propriozeptive Reize.

Dem Kind kann zum Beispiel helfen:

Kinder die sehr wenig Körperspannung haben (wenig Tonus) die spüren auch ihre Gelenke weniger, weil die Sinneszellen besonders durch Muskelkontraktion aktiviert werden. D.h „Kraftsport“ jeglicher Art sind sehr empfehlenswert, darunter fällt nicht nur Yoga, sondern auch Kampfsport, Turnen, oder Tanzen. Oftmals heißt es dann, das Kind bewegt sich eh so viel oder spielt Fußball... rennen alleine reicht nicht immer aus. Sondern gezielte Übungen wo Körperspannung gefördert wird.

Dazu kommt, dass das Kind lernt, eine vorgezeigte Bewegung nachzumachen und zu planen wie der Körper eingesetzt werden muss. Die Körperhaltung dann auch noch zu halten, dazu ist viel Muskelkraft gefragt und die Sinneszellen werden aktiviert, wodurch die Propriozeption gefördert wird.

Den Körper abklopfen und munter machen sind ebenfalls gute Möglichkeiten, auch für zwischendurch, wenn das Kind zum Beispiel nicht so motiviert für die Hausübung ist.

Damit es wirklich wach und munter ist kann helfen: Hampelmann, Seilspringen, hüpfen etc.

Literaturquellen:

 

Dieser Blogartikel stellt die Schulausgangsschrift in Frage und befasst sich damit, ob das Erlernen einer individuellen Handschrift, durch das Einführen einer Grundschrift nicht viel sinnvoller wäre.

Vor kurzem habe ich eine Fortbildung zum Thema Schreibprobleme bei Kindern besucht und es hat sich klar heraus kristallisiert, dass die meisten Schwierigkeiten beim Schreiben (wenn ein Schreibproblem besteht, ohne zusätzliche globale kognitive Schwierigkeiten oder Wahrnehmungsthematiken) dann entstehen, wenn die Kinder die verbundene Schrift erlernen müssen.

Die verbundene Schrift, wie sie österreichische Kinder lernen, ist nicht mehr zeitgemäß. Seit Jahren schon herrschen Diskussionen, ob die Ausgangsschrift nicht abgeschafft werden soll und stattdessen eine Grundschrift sinnvoller wäre. Aktuell ist mir nichts bekannt, dass diese Diskussion auch in das österreichische Schulsystem vorgedrungen ist. Geschweige denn, was reformiert wurde, was mich bei uns jetzt auch nicht so wirklich wundert...

Die Grundschrift, welche eine Mischung von Druck- und Schreibschrift ist, wo Buchstaben individuell verbunden werden, wäre viel ergonomischer. Kinder lernen hierbei im ersten Schritt eine Art Druckschrift und im zweiten Schritt, wenn diese gut sitzt, wie sie die Buchstaben verbinden können. Die Form der Verbindung ist hierbei individuell.

Zum vertiefenden Lesen

Das Kind lernt in Österreich eine Druckschrift – die für manche Kinder bereits sehr mühsam ist. Danach eine völlig neue verbundene Ausgangsschrift, um am Ende, sowieso eine individuelle Handschrift zu entwickeln– die auch Erwachsene haben.

Ziel laut Lehrplan in vielen Ländern, wie z.B. in Deutschland ist übrigens, dass das Kind eine individuelle Handschrift entwickelt. Auch in Österreich ist es laut Lehrplan festgehalten, dass das Kind in der 3.Klasse Volksschule eine individuelle Schrift einsetzen kann. Warum Kinder in unseren Volksschulen diesbezüglich nicht mehr gefördert werden, ist für mich nach der Anfangs erwähnten Fortbildung nicht mehr nachvollziehbar. Weil das wissen auch ganz viele nicht. Und dass der Lehrplan in Österreich immer noch die Ausgangsschrift vorsieht, ist für mich unlogisch. Es ist kein Vorteil für diese Schrift erkennbar. Erwachsene schreiben kaum in einer verbundenen Schrift, sondern meist in einer Mischform, wo nach maximal 2-3 Buchstaben abgesetzt wird - sogenannte "Luftsprünge" gemacht werden. Welcher Erwachsene schreibt noch genauso in der typischen Schulschrift? Ich persönlich kenne niemanden - außer vielleicht meinen Bruder, der, wie es der Zufall so will, Deutschlehrer wird 😉 .

Ich hoffe sehr,  dass die Schulschrift bald reformiert wird. Die Schweizer haben es schon 2016 vorgemacht. Dort lernen die Kinder nur eine Schrift, nämlich die sogenannte Grund bzw. Basisschrift. (Erklärung weiter unten).

Wenn ein Kind zu mir in die Ergotherapie kommt, das große Schwierigkeiten mit der verbundenen Schrift hat, wäre es für alle Beteiligten einfacher, nicht ausschließlich das Kind passend für die Schrift zu machen, sondern die Schrift an das Kind anzupassen. In Absprache mit den jeweiligen Pädagogen ist dies immer wieder möglich. Wobei ich überzeugt bin, dass es weit mehr Kinder gibt, die Schwierigkeiten mit der Verbundschrift haben, als in der Ergotherapie behandelt werden. Wenn gleich im Vorhinein eine Grundschrift eingeführt wäre, bin ich davon überzeugt, würde sich vieles zum Positiven verändern - von einer Zeitersparnis abgesehen...

Was passiert beim Schreiben?

Schreiben setzt sich aus einem Zusammenspiel von sehr feinen gesteuerten Bewegungen aus Finger, Hand und Arm zusammen. Dazu kommt noch die Kognition und die Sprache.

Beim Umsteigen von der Druckschrift auf die verbundene Schrift, vor allem wenn sich das Tempo und die Textmenge steigert, treten Schwierigkeiten auf. Manche haben auch schon zu Beginn Probleme, beim Erlernen des Schreibens.

Bei vielen Kindern ist beobachtbar, dass auch noch ganz viele Rechtschreibfehler auftreten, wenn sie Schwierigkeiten bei der Verbundschrift haben, da sie sich viel mehr auf die Motorik konzentrieren müssen, statt auf das was sie eigentlich schreiben. Wenn es dann heißt, das Kind macht so viele Fehler oder weiß nicht was es abgeschrieben hat, darf das nicht verwundern. Denn der motorische Schreibprozess bedeutet für viele Kinder einen enormen Energie und Kraftaufwand. Es sollte im Hinterkopf behalten werden, dass als Ursache von Rechtschreibfehler Zusammenhänge mit einem mangelnden automatisierten Schreibprozess bestehen können.

Motorik ist ein Bereich den man durch regelmäßiges Üben verbessern kann, wobei ich die Sinnhaftigkeit immer wieder in Frage stelle. Oft erwartet das Umfeld von der Ergotherapie, dass wir das Kind auf die Ausgangsschrift hin trainieren sollen. Gleich eine individuelle Handschrift zu erarbeiten ist in vielen Fällen der viel schlüssigere Weg.

Die Schrift soll natürlich lesbar sein, keine Frage. Die Bewertung SCHÖN sollte übrigens aus dem Vokabular gestrichen werden – denn das ist subjektiv.

Je besser die Schreibmotorik ausgebildet ist, desto besser verläuft auch die Sprachproduktion. Deswegen benötigen viele Kinder die Schwierigkeiten mit der Schreib – Feinmotorik haben, häufig auch eine logopädische Behandlung.

Was unterscheidet die Druckschrift von der verbunden Schrift und warum ist die Druckschrift in der Regel einfacher?

Die Druckschrift setzt sich aus Einzelstrichen (gerade, gebogen, schräg) zusammen, welche die Grundformen der Schrift sind. Durch die Schreibunterbrechung hat das Kind viel mehr die Möglichkeit zu überlegen, wie denn der nächste Buchstabe geschrieben wird. Auch die Hand- und Fingermuskulatur kann sich entspannen.

Bei der verbundenen Schrift ist es so, dass das Kind viel mehr planen muss, wie der nächste Buchstabe geschrieben wird und wo und wie der nächste Buchstabe angehängt wird und wie die  Form aussehen soll. Auch die Strichführung muss angepasst werden (die vorausschauende Bewegungsplanung ist z.B. auch beim Durchfahren eines Labyrinths erforderlich).

Zuerst einzelne Buchstaben zu erlernen ist von daher sehr logisch und sinnvoll. Das Erlernen der verbundenen Schrift -wo die Buchstaben wieder anders aussehen, kostet nicht nur Unterrichtszeit, sondern ist für einige Kinder ein enormes Unterfangen. Verkrampfende Finger, Rechtschreibfehler, Unlust sind nur einige der Symptome, die viele Kinder haben wenn sie nur an das Schreiben denken.

Manche Kinder vergessen auch die mühsam erlernten Buchstaben der Druckschrift, vermischen beide Schriften, weil sie die unterschiedlichen Formen gar nicht merken können, schreiben Kisch und Pauli in ihrem Buch: "Schreibstörungen bei Kindern erkennen und behandeln", Andrea Kisch, Sabine Pauli

Wie schreiben Erwachsene?

Häufig schreiben Erwachsene viele Buchstaben in der Druckschrift und machen ergonomische „Luftsprünge“ nach ca. 2-3 Buchstaben. Diese Unterbrechungen ergeben sich aus dem Schreibrhythmus. Dadurch kann sich die Hand zwischendurch entspannen. Viele Jugendliche und Erwachsene haben dadurch individuelle Lösungen gefunden. Sie schreiben ergonomisch und flüssig, über viele Seiten, lesbar und entspannt. Erwachsene entwickeln also unabhängig der gelernten verbundenen Schrift, eine individuelle Handschrift, schreiben Kisch und Pauli weiters.

Für mich ist es utopisch und unökonomisch, dass Schulkinder also eine einheitliche Schulausgangsschrift lernen müssen, wenn sie später in ihrem Leben sowieso individuell schreiben.

„Die Trennung von dem Erlernen einer Druckschrift und der späteren Einführung einer verbundenen Schrift stammt noch aus der Zeit, als lesen und schreiben als nicht direkt zusammengehörig angesehen und deshalb unabhängig voneinander unterrichtet wurde.“

Aus: „Schreibstörungen bei Kindern erkennen und behandeln“,  S.110.

Schreiben und lesen ist mittlerweile als Einheit zu betrachten. Mir gefällt der Gedanke, Kinder viel mehr darin zu unterstützen, dass sie in der Schule lernen, wie sie die einzelnen Buchstaben anbinden können und selber aktiv Lösungen dafür finden.

So wie die Grundschrift in Deutschland: https://grundschulverband.de/ oder eben die Basisschrift wie sie die Schweizer eingeführt haben.

Was ist jetzt eigentlich die Basisschrift – die die Schweizer haben?

„Die Buchstabenformen der «Deutschschweizer Basisschrift» sind schlanker und zügiger zu schreiben als die frühere Druckschrift. Sie werden in der 1. Klasse unverbunden gelernt und allmählich teilweise verbunden. Verbindungen werden von den Schülerinnen und Schülern individuell dort gesetzt, wo sie die Geläufigkeit der Schrift unterstützen und die Leserlichkeit nicht einschränken. Damit sollen ungünstige Bewegungsabläufe mit vielen Richtungsänderungen, die bei den Kindern zu Verspannungen führen, vermieden werden. Die Lehrperson gestaltet den nach wie vor notwendigen Trainingsprozess, damit die Schriftabläufe möglichst früh automatisiert sind - denn Forschungsbefunde zeigen, dass eine automatisierte Schrift eine von mehreren Grundfertigkeiten ist, damit die Planung, Umsetzung und Überarbeitung von Texten gut gelingt. Weiter unterstützt die Lehrperson den individuellen Entwicklungsprozess, damit die Kinder ihre persönliche, leserliche und geläufige Handschrift finden und mit Freude pflegen.“

Aus https://www.basisschrift.ch/allgemeine-hinweise

Für mich klingt das Schweizer Vorgehen oder die des Grundschulverbandes in Deutschland (denn manche deutsche Bundesländer machen das bereits) nicht nur ergonomischer, sondern logischer und vor allem den neuesten Forschungen entsprechend.

Womöglich wird es in Österreich (wieder mal 😉 ) länger dauern bis ein Umdenken stattfindet. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich die Ausgangsschrift ebenso in die Richtung einer Grund-Basisschrift entwickeln wird.

 

 

 

 

 

Der folgende Blogartikel richtet sich an alle, deren Kinder dazu neigen, schnell frustriert zu sein und ÜBERDURCHSCHNITTLICH viele Wutanfälle (die über das Alter von 4 Jahren hinausgehen und nicht mehr zum Trotzalter gehören) haben. Sei es, wenn etwas nicht klappt, wenn sich etwas in einem Ablauf ändert, das Kind nicht verlieren kann, es etwas nicht machen will, weil es keine Lust dazu hat...

Der Artikel ist aber auch für Eltern interessant, deren Kinder generell Schwierigkeiten haben, Gefühle zu spüren und zu benennen, z.B. nicht gerne weinen... Du findest neben einer Gefühls- und Bedürfnisliste als PDF (für ältere Kinder ab 5,6 Jahre geeignet) auch Buchempfehlungen zum Thema Wut und Emotionen.

Der Artikel ersetzt natürlich keine individuelle therapeutische Begleitung - sei es von Psychologen oder im Zuge der Ergotherapie, wenn ernsthafte Probleme dahinterstecken!

In der Ergotherapie erlebe ich oft, dass mir Eltern berichten, dass es zu Hause im täglichen Leben oft zu Konflikten kommt, wenn fremdbestimmte Handlungen vom Kind erwartet werden. Wie zum Beispiel: Hausaufgaben machen, aufräumen, Zähneputzen, Händewaschen, Fernseher ausschalten, zu Bett gehen etc.

Doch nicht nur bei Handlungen, die das Kind gerade nicht machen möchte, sondern auch, wenn sich im Ablauf etwas ändert und aus vielen anderen individuellen Gründen wie Überreizung, Müdigkeit, Streit, Schmerz etc. Oder ernsthafte Probleme wie eine Wahrnehmungsstörung dahinterstecken uvm. - hier benötigt es professionelle Unterstützung!

Ich beobachte auch oft, dass sich das Kind nicht auf Veränderung einstellen kann (kognitive Flexibilität) und statt sich selbst zu regulieren und mit der veränderten Situation umzugehen, flippt das Kind aus, wird wütend, schreit, schimpft, weint, etc. Beispiel: Zum Essen gibt es doch nicht die Lieblingsspeise, es kann doch nicht die Freundin besuchen, weil sie abgesagt hat, oder die Hausübung ist mehr als gedacht etc.

Überlege mal für dich als Elternteil, bei welchen Situationen es zu Wutausbrüchen kommt?

Kinder, die zu Wutanfällen neigen, können sich selbst nicht regulieren und äußern alles ungehemmt. Sie spüren so viel und nehmen alles einfach ungefiltert auf.

Diese Nuancen und Abstufungen dazwischen sind für diese Kinder sehr schwierig wahrzunehmen und zu spüren. Manchmal fehlt auch der Körperbezug. Das Gefühl zu äußern, ist ebenfalls sehr schwierig. Und da brauchen sie Begleitung vom Erwachsenen, der gelassen bleibt und sie dabei führt. Je älter das Kind und desto reifer das Gehirn wird, desto mehr sind Kinder in der Lage, ihre Gefühle entsprechend zu regulieren, wenn etwas nicht nach ihren Erwartungen läuft (es wird etwas kaputt, jemand hat ihr Spiel weggenommen etc.).

Frustrationstoleranz

Grundsätzlich haben Kleinkinder eine niedrige Frustrationstoleranz, und das ist völlig natürlich und entwickelt sich mit der Reife des Gehirns. Je älter das Kind wird, desto mehr lernen sie, dass sie ihr Gefühl „steuern“ und spüren können, was es gerade braucht. Ist es Ruhe? Ist es Bewegung? Oder doch einfach kuscheln mit Mama und Papa? Manche Kinder benötigen allerdings mehr Hilfestellung als andere!

Hier ein paar Beispiele von niedriger Frustrationstoleranz bei Vorschul- und Schulkindern:

Gefühls- und Bedürfnisliste als Hilfe im Alltag

Im Anhang kannst du dir eine PDF herunterladen, wo anhand von Bildern auf der linken Seite alle Gefühlsregungen abgebildet sind. Auf der rechten Spalte sind Bilder, die zeigen, was es brauchen könnte. Die Liste besteht nicht nur aus den Hauptgefühlen wie WUT, TRAURIGKEIT, FREUDE, SCHAM, ANGST... sondern auch aus Abstufungen in der Farbe Blau wie Müdigkeit, Langeweile und Ungeduld, da ich es einfacher finde, zu differenzieren. Vor allem steckt bei Kindern oft Müdigkeit oder auch Langeweile hinter ihrem Gefühl.

Das Gefühl der Scham ist in der Farbe dunkelrot dargestellt, da es aus meiner Erfahrung nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen eines der unangenehmsten Gefühle ist, die man fühlen kann. Ich finde, über dieses Gefühl wird viel zu wenig mit Kindern gesprochen.

Gefühle im Alltag zu begleiten kann eine Möglichkeit sein, dem Kind noch mehr das Gefühl zu geben: "Ich sehe dich", "Ich nehme dich ernst". Also zum Beispiel sagen, wenn das Kind gerade frustriert ist. "Ich merke, du fühlst dich sehr verärgert und frustriert". "Ich verstehe das". "Was brauchst du jetzt"... Je nach Situation das Kind begleiten. Kinder brauchen oft vom Erwachsenen den Spiegel vorgehalten, damit sie verstehen, was in ihnen vorgeht.

Gefühle sind wie Gäste. Sie bleiben nicht dauerhaft. Sie kommen, bleiben und gehen wieder.

Wir Menschen haben eine Palette an Gefühlen. Stefanie Stahl, eine Psychotherapeutin weißt darauf hin, dass ein Teil von uns gerade dieses Gefühl spürt. Wir sind nicht das Gefühl. Die Äußerung: ICH BIN GERADE WÜTEND sollte daher nicht getätigt werden - sondern: Ein Teil von uns ist gerade wütend. Auch bei Mindful Self Compassion, ein Konzept das von Dr. Kristin Neff, einer Psychologin entwickelt wurde, wird davon gesprochen, dass immer nur ein Teil von uns sich so und so fühlt. Warum ist das wichtig? Um sich nicht mit dem Gefühl zu identifizieren und in einen Sog von Wut oder Trauer mitgerissen zu werden.

Wie kannst du diese Gefühlsliste/Ich brauche Liste einsetzen?

Hier gehts zur:  Gefühls- und Bedürfnisliste

Ich fühle gerade?

Je älter das Kind ist, desto besser lässt sich das Thema direkt besprechen:

Fragen an das Kind:

 Wie kann ich mich regulieren?

Decke nun die linke Spalte ab und erkläre dem Kind, dass Gefühle beeinflusst werden können, sodass man sich z.B nicht dauerhaft wütend fühlen muss, sondern ein kurze Zeit. Bespreche mit dem Kind, welche Möglichkeiten es gibt (Spalte neben den Gefühlen).

Bedürfnisse hinter den Gefühlen

Hinter Gefühlen verbergen sich meist Bedürfnisse (so etwas wie ein Wunsch) die in dem Moment gesehen wollen möchten. Zum Beispiel das Bedürfnis nach Nähe, Rückzug, Bewegung, Trost etc. Dieses Bedürfnis zu erkennen, kann anfangs sehr herausfordernd sein, daher ist das Kind auf einen Erwachsenen angewiesen, der ihm zeigt, wie er sich regulieren kann. Man kann es sich so vorstellen, dass wir Menschen einen Motor haben, der uns antreibt. Mal läuft er schneller und hochtourig, oder langsam und sehr ruhig - oder ganz mittig läuft. Hat das Kind einen Wutanfall - läuft der Motor im roten Bereich, also übertourig, aufgrund von auslösenden Stresssoren die emotional, umweltbedingt (zu viele Reize), körperlich bedingt etc. sind. Nicht immer schaffen das Kinder, dies selbst zu erkennen und vor allem sich vorher schon zu regulieren, dass es nicht zu einer Gefühlsexplosion kommt. Hier braucht es den Erwachsenen, der die Anzeichen erkennt und das Kind begleitet.

Erzähle dem Kind, dass die Liste dazu dient, dass es seine verschiedenen Gefühlsregungen besser spüren und benennen kann, damit es nicht mehr bei Kleinigkeiten ausflippt. Sag ihm, dass diese Gefühlsliste wie ein Trick ist, dass ihm das Spüren von Gefühlen erleichtert.

Hinter Gefühlen stecken übrigens körperliche, als auch psychische Bedürfnisse. Körperliche sind: Schlaf, Bewegung, Essen, Durst, und alles andere, was mit dem Körper zu tun hat.

Die vier psychischen Gründbedürfnisse hinter Emotionen

Hinter Emotionen stecken im Grunde vier psychische Grundbedürfnisse die in dem Moment verletzt wurden. In diesem Blogartikel kannst du mehr drüber lesen!

HIER

Das Kind ist ok so wie es ist, nur das Verhalten ist problematisch wenn es ständig vorkommt

Bespreche mit dem Kind, dass das Verhalten nicht ok für das Umfeld ist, wenn es dauernd einen Wutanfall bekommt.

Mache dem Kind deutlich, dass es rein das Verhalten ist, und nicht das Kind!!! Zeige dem Kind, dass es geliebt wird – auch wenn es die Wutanfälle hat. Und trotzdem kannst du mit dem Kind besprechen, dass es einfach das Verhalten ist, welches Anspannung, schlechte Laune oder ähnliches beim Umfeld verursacht. Und, dass es auch für das Kind selbst nicht gesund ist. Je älter das Kind, desto besser lässt sich das erklären! Ab 5-6 Jahren in etwa, beginnen Kinder, dass sie andere Perspektiven einnehmen und sich in die Lage des anderen hineinversetzen können.

Was ist der Vorteil, wenn es seine Gefühle besser reguliert?

Lass in dem Kind ein Bild entstehen was der Vorteil ist, wenn es seine Gefühle besser steuern kann:

Anmerkung:

Es geht nicht darum, dass das Kind nicht wütend sein darf! Dieses Gefühl gehört wie alle positiven Gefühle zum Menschsein. Doch wenn das Kind nicht nur hin und wieder mal einen Wutanfall hat (was völlig normal wäre), sondern gehäuft und überdurchschnittlich viel, kann es das Alltagsleben einfach beeinträchtigen. Wenn ein anderer in Mitleidenschaft gezogen wird, hat das einfach eine Grenze und ist nicht ok.

Es kann schnell passieren, dass sich andere Kind abwenden, wenn ein Kind Wutanfälle in der Schule bekommt, oder beim Spiel mit anderen.

Es geht darum, dass das Kind diese Nuancen spürt und in Folge dessen erkennt und fühlt, was es eigentlich braucht in dem Moment. Zeige dem Kind deine Liebe und vermittle ein verstehendes Verhalten deinerseits.

Zum Beispiel: Ich verstehe dich... du bist jetzt wütend, weil du Hausübung machen musst. Erzähl mir doch, was eigentlich los ist! Zeige mir, wieviel Hausübung hast du denn? Willst du sie gleich machen oder in einer Stunde? Wenn du mich brauchst, ich bin da. Lass uns doch mal schauen, wie viel es ist. Wie könntest du vorgehen? Usw.

Stelle Fragen und vermittle, dass du da bist! Führe das Kind Schritt für Schritt dahin, dass es die Gefühle selbst reguliert, so dass es nicht automatisch immer zu einer Gefühlsexplosion kommt.

Diese Gefühlsliste ist nicht das Nonplusultra und die Lösung für sofortige Veränderung! Es kann der erste Schritt sein, um Gefühle zu thematisieren und dass das Kind erkennt, dass es kein Weltuntergang ist, wenn es verliert, oder wenn sich im Ablauf was verändert. Es wird zunehmend lernen, dass es selbst die Zügel in der Hand hat, wie es auf äußere Umstände reagieren kann und vor allem die innere Stärke (Resilienz) hat, dass es damit adäquater umgehen kann.

Anwendung der Gefühlsliste:

Hänge gemeinsam mit deinem Kind die Gefühlsliste auf und besprecht sie zu Beginn täglich vorm Schlafengehen, wie tagsüber die Stimmung war. Wo würde das Kind sich einteilen, wie es sich heute gefühlt hat? Gefühle sind nicht starr, sondern wandeln sich! Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Kind morgens, nachmittags und abends bewusst in sich hineinfühlt und ein Wäscheklupperl am richtigen Gefühl anbringt um in sich hinein zu spüren!

Dieses Ritual dient so lange, bist es eingeschleift ist! Es ist ein externer visueller Anker, der als Unterstützung dient. Es sollte kein starres System sein. Du kannst auch gerne mit deinem Kind ein eigenes System finden und eigene Benennungen! Vorwiegend dient die Liste als Inspiration und es besteht nicht der Anspruch auf Vollständigkeit. Es kann gerne eine eigene und individuelle Liste für das Kind hergestellt werden!

Bilderbuchempfehlungen für Kinder ab 5 Jahre: (auch für ältere Kinder meiner Meinung nach geeignet

HIER: Ich und meine Gefühle

HIER: Wohin mit meiner Wut

Ab Schulalter - nicht nur für Kinder mit Autismus:

HIER: Das rote Dings

Hier ein Ratgeber für Eltern: "So viel Freude, so viel Wut" von Nora Imlau: HIER

Hier noch empfehlenswerte Bildkarten für Eltern:

HIER

Noch ein TIPP:  Hinterfrage dein eigenes Verhalten und deine Gefühle. Flippst du selber auch leicht aus? Wie steht es um deine Frustrationstoleranz? Kinder ahmen gerne unser Verhalten nach...

Anmerkung: Der Blogartikel ersetzt keine ärztliche, psychologische oder therapeutische Hilfe!

Bei Fragen melde dich gerne an: [email protected]

Alles Liebe, Christina

Oftmals sind sich Eltern unsicher ob Ergotherapie benötigt wird, vor allem dann, wenn keine klare Diagnose vorliegt.

Ich bin kein Fan davon, dass man jedem Kind sofort eine Therapie drüber stülpt, ich möchte aber auch nichts klein reden. Denn wenn die kindliche Entwicklung verzögert ist, können diese Rückstände durch geeignete Maßnahmen gefördert und unterstützt werden. Grundsätzlich gibt es bei Kinder Zeitfenster, wo sich bestimmte Dinge entwickeln wie krabbeln, gehen, Türme bauen, malen etc. Ist ein Bereich der Motorik, der Körperwahrnehmung, der emotionalen Entwicklung, etc. (stark) verzögert und dadurch gestört, setzt sich das fort und entwickelt sich in seltenen Fällen von selbst oder "wächst sich aus".

Hier ein guter Vergleich von einer Kollegin... Man kann am Gras nicht ziehen, damit es schneller wächst (ist auch nicht Ziel der Ergotherapie), aber man kann regelmäßig gießen oder für Sonne und Wärme sorgen, damit alles gut gedeiht und Entwicklungsschritte "angefacht" werden und schauen, wo die Ursachen für die Probleme sind.

Bei einer Unsicherheit ob Ergotherapie notwendig ist, ist ein erster telefonischer Kontakt und/oder ein Abklärungstermin bei einer Therapeutin ratsam.

Tatsächlich kann sich nach den ersten Befundeinheiten zeigen, dass auch gar keine Ergotherapie notwendig ist oder etwas anderes sinnvoller wäre (Logopädie, Physiotherapie, Erziehungsberatung, Psychologie, Legasthenietraining etc.).

Und manchmal stellt sich auch heraus, dass sehr wohl Ergotherapie hilfreich ist.

Die wichtigsten Fragen, die auf Ergotherapie hinweisen:

Wenn diese Fragen mit Ja beantwortet werden können, ist ein erster telefonischer Kontakt und/oder ergotherapeutische Abklärung ratsam.

Typische Missverständnisse, wo Ergotherapie NICHT das Mittel der Wahl ist

Anmerkung: Was Ergotherapeuten aber sehr wohl in der Therapie je nach Ausmaß behandeln, sind die Vorläuferfähigkeiten die man zum Lesen/Schreiben benötigt, sowie eine Herangehensweise über die Körperwahrnehmung.

Falls du weitere Fragen hast, schreibe mir gerne an [email protected]

Wie du auf meiner Homepage festgestellt hast, sind meine Schwerpunkte als Ergotherapeutin neben Erwachsene auch Schulkinder, welche Aufmerksamkeitsprobleme, Schwierigkeiten mit dem Schreiben und der Feinmotorik sowie der Koordination haben. Ich begleite in der Therapie auch immer wieder Kinder, die eine schwache Muskelspannung haben.

Hat die Muskulatur zu wenig Spannung und wirkt das Kind eher „schlaff“, lungert bei der Hausübung mit Rundrücken und muss den Kopf viel abstützen, wirkt sich das auf die Stifthaltung aus. Ebenso auf die Aufmerksamkeit. Denn nur ein waches Gehirn, wo das Kind den Körper gut spürt, kann auch entsprechend konzentriert arbeiten.

Ergotherapie ist also sehr vielfältig und weitgefächert. Der Grundgedanke, nämlich möglichst selbstständig zu handeln, durchzieht allerdings alle Fachbereiche und Altersgruppen.

Ergotherapie geht davon aus, dass bedeutungsvolle Handlungen eine gesundheitsfördernde und therapeutische Wirkung haben, da jeder Mensch, egal ob jung oder alt, das Grundbedürfnis besitzt, handlungsfähig zu sein. Eine größtmögliche Selbständigkeit im Alltag zu erreichen, ist das Ziel in der Therapie.

Dies umfasst die Lebensbereiche Selbstversorgung, Produktivität (Arbeit, Schule, Kindergarten), Freizeit und Erholung. Im Mittelpunkt der Therapie stehen die Steigerung der Lebensqualität und die Erweiterung des eigenen Handlungsspielraums.

Ergotherapeuten arbeiten mit Menschen aller Altersgruppen, angefangen von Säuglingen bis hin zu betagten Menschen, daher sind sie auch meist auf bestimmte Fachbereiche spezialisiert. Zu den Tätigkeitsfeldern zählen die Orthopädie/Handtherapie, Neurologie, Psychiatrie, Geriatrie, die Pädiatrie (Kinder) und der Bereich Prävention/Ergonomie.

Egal ob ein Klient oder Klientin eine Arthrose im Daumensattelgelenk hat und dadurch Schmerzen beim Greifen, Kochen, Gartenarbeiten hat oder ein Kind, das sich schwer beim Schreiben tut, sich nicht gut spürt und ungeschickt ist. Ein(e) Klient/in mit Depression, welcher aufgrund von Antriebslosigkeit keine Alltagsstruktur mehr hat, ist in seinen selbstständigen Handlungen ebenfalls beeinträchtigt wie jemand der einen Schlaganfall hatte und auf viel Hilfe im Alltag angewiesen ist. In allen Fällen ist das Handeln beeinträchtigt.

In der Ergotherapie spielen daher nicht nur die körperlichen Voraussetzungen eine Rolle, die für eine Handlung benötigt werden, sondern auch die psychischen und die sozial- emotionalen Faktoren. Auch diese beeinflussen das Handeln enorm und werden in der Befundung, Zielsetzung und Therapieigestaltung berücksichtigt.

 

 

 

Unterschätzte Fähigkeiten die allerdings die Weichen stellen für das spätere Erwachsenenleben...

Im folgenden Artikel gehe ich auf den Begriff Exekutive Funktionen ein. Am Ende gebe ich ein paar Tipps, Spielempfehlungen und Literaturhinweise!

Die Exekutiven Funktionen benötigen wir, um planvoll, zielgerichtet und überlegt handeln zu können. Dadurch können wir uns situationsangepasst verhalten und unser Verhalten steuern. Der Sitz dieser Funktionen ist im Frontalhirn. Sie sind von weitreichender Bedeutung für das menschliche Sozialverhalten und für erfolgreiches Lernen.

Beispiele:

.... das alles sind Fähigkeiten die den Exekutiven Funktionen zugeschrieben werden. Je mehr der Erwachsene hilft beim Organisieren, Wegräumen von Spielsachen, ständig das Kind an die Durchführung von Aufträgen erinnern muss, je mehr er Anweisungen geben und das Kind antreiben muss, weil es sich einfach nicht anzieht oder beim Tisch bleibt, desto mühsamer verläuft der Alltag und desto weniger sind bzw. werden die Exekutiven Funktionen beim Kind trainiert. Je älter das Kind wird, desto mehr reifen auch die Exekutiven Funktionen, vorausgesetzt, es werden Möglichkeiten dazu geschaffen.

Es wird vermutet, dass die Exekutiven Funktionen in der Schule wichtiger sind als Intelligenz. Die intelligentesten Kinder/Erwachsene können Schwierigkeiten mit den Exekutiven Funktionen haben...

Die Exekutiven Funktionen umfassen einerseits Fähigkeiten, die das soziale Miteinander und  Motivation betreffen. Auch emotionale Bewertungen und verschiedene Perspektiven einnehmen zu können fällt darunter. Diese werden auch "warme" Exekutive Funktionen (EF’s) genannt. Andererseits gehören auch kognitive Flexibilität (sich an Veränderungen anpassen, adäquat reagieren), das Arbeitsgedächtnis und die Inhibition (kognitive Hemmung) dazu. All diese  Fähigkeiten werden u.a für Problemlösung benötigt. Man nennt diese auch die „kalten EF’s“.

Der Begriff Exekutive Funktionen ist ein Sammelbegriff für drei verschiedene kognitive Kontrollfunktionen.

Im Folgenden gehe ich kurz auf die einzelnen Begriffe ein:

Arbeitsgedächtnis:
Unter Arbeitsgedächtnis versteht man, dass aufgabenrelevante Informationen für die Dauer einer Aufgabe gespeichert und verändert werden. Es dient also zur Speicherung und Verarbeitung von Informationen.

Das können neue oder langfristige Informationen sein. Das Kopfrechnen ist ein konkretes Beispiel wo das Arbeitsgedächtnis benötigt wird. Es werden hierbei Zwischenschritte im Arbeitsgedächtnis kurz abgespeichert um dann ein Ergebnis zu erzielen. Beispiel: 13 + 19. Ich muss ich mir im Kopf ein Zwischenergebnis merken wie zuerst einmal auf 20 rechnen: 13 +7 = 20, dann noch + 2. Ergebnis: 22

Zielgerichtetes und planvolles Vorgehen wird von einem gut entwickelten Arbeitsgedächtnis unterstützt.

Im Arbeitsgedächtnis geht es auch darum, Informationen zu bearbeiten und mit Infos aus dem Langzeitgedächtnis zu verknüpfen.

Inhibition (Hemmung)
Darunter versteht man die Fähigkeit, Reize zu unterdrücken oder zu hemmen – die sogenannte Impulskontrolle. Beispiele: Ein Kind das im Unterricht ständig stört oder irgendwelche Laute von sich gibt, den Körper ständig in Bewegung hat, sich bei einer stillen Arbeit schnell ablenken lässt und z.B. immer wieder aus dem Fenster sieht, hat Schwierigkeiten mit der Hemmung. Oder das Kind hat unkontrollierte Wutausbrüche.

Durch eine kontrollierte Verhaltenshemmung und Aufmerksamkeitslenkung können unangemessene Impulse, die mich von einem angestrebten Ziel abhalten wollen, leichter reguliert werden.

Eine erhöhte Selbstdisziplin und ein verbessertes Sozialverhalten ist die Folge!

Kinder, die Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle haben, sei es im Spiel – dass sie nicht verlieren können und sofort wütend werden oder die sich bei der Hausübung schnell ablenken lassen, haben meist sehr starke interne Ablenker.

Diese inneren Ablenker sind problematisch, weil sie meist negative Glaubenssätze beinhalten. Sie führen dazu, dass das Kind aus der Situation "flüchtet". Die Folge ist, dass es ständig hin und her gerissen ist zwischen Lust und Unlust für eine Tätigkeit und ein "innerer Kampf" ist die Folge. Symptome sind beispielsweise: Ständiges kratzen, jucken, das Kind will von der Hausübung immer wieder aufstehen, geht viel auf die Toilette oder möchte wiederkehrend trinken oder essen Alls das sind Ausdrücke einer mangelnden kognitiven Hemmung.

Dysfunktionelle Gedanken entstehen ebenfalls – wie: ich kann das sowieso nicht, Hausübungen sind doof, die anderen Kindern gewinnen immer, ich bin blöd...

Hier ist ein guter Ansatz, dass das Kind die internen dysfunktionellen Ablenker/Gedanken erkennt. Mit dem Kind kann durchaus erarbeitet werden, welche Gedanken in ihm vorgehen und ihn von einem Ziel abbringen möchten (Hausübung machen, aufräumen, lernen etc.).

In einem weiteren Schritt kann das Wofür/Ziel besprochen werden damit das Kind den Nutzen erkennt, warum es beispielsweise wichtig ist, dass es Hausübungen macht, warum es sinnvoll ist, beim Verlieren nicht auszurasten. Es muss verinnerlichen, wofür es die Anstrengung anfangs in Kauf nimmt, um an dem Ziel zu arbeiten, dass es darin besser wird.

Kognitive Flexibilität:

Darunter wird die Fähigkeit verstanden, sich auf neue Situationen und Anforderungen einzustellen und notwendige Veränderungen vorzunehmen.

Es müssen auch Prioritäten gesetzt werden, was zuerst zu erledigen ist und vorerst wichtiger ist.

Beispiele:

  1. Ich verpasse den Zug. Nun muss ich mich neu anpassen und im Fahrplan nach einer neuen Verbindung suchen – gegebenenfalls mich anpassen, wenn es eine andere Route ist. Hierbei nicht den Kopf zu verlieren und Möglichkeiten/Lösungen zu finden sind gefordert. Strategisches Vorgehen zählt ebenfalls zur kognitiven Flexibilität.
  2. Das Kind stellt sich in der Schule auf wechselnde Schulfächer ein und reagiert angemessen in seinem Verhalten und seinen Handlungen – z.B. durch entsprechende Organisation der Schulbücher für das anstehende Unterrichtsfach etc.

Eine Situation und Menschen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und hin und her wechseln zwischen den Perspektiven, sind bei einer guten kognitiven Flexibilität möglich.

All diese Fähigkeiten fließen ineinander und bilden die Exekutiven Funktionen.

Wann entwickeln sich die Exekutiven Funktionen?

Bereits im ersten Lebensjahr, beginnen sie sich auszubilden. Im Kindergartenalter kommt es dann zu einer deutlichen Steigerung. Kinder beginnen Pläne zu schmieden, durch Rollenspiele lernen sie, verschiedene Perspektiven einzunehmen, sie regulieren ihre eigenen Emotionen und treffen Entscheidungen.

Gegen Ende der Grundschule/Volksschule sind einzelne Funktionen schon sehr gut ausgebildet. Das komplexhafte Zusammenspiel verfeinert sich bis ins junge Erwachsenenalter.

Je nach Genetik, spielen auch Hirnreifung, Umwelt und Erfahrung bei der Entwicklung der Exekutiven Funktionen eine Rolle. Jedes Kind ist in der Entwicklung dieser sehr individuell. Manchen Kindern fällt es leicht, sich Handlungsabfolgen zu merken, wohin andere im gleichen Alter noch Schwierigkeiten haben.

Anfangs sind sie noch nicht ausgebildet, sondern müssen im Kindes- und Jugendalter gelernt werden. Je älter das Kind wird, desto mehr reifen sie. Es wird vermutet, dass die Exekutiven Funktionen auch mit dem individuellen Charakter korrelieren! Bis ins junge Erwachsenenalter ist es einfacher, diese zu erlernen. Bis Mitte 30 sind sie vollständig entwickelt!

Ein paar Inspirationen, wie du die EF’s fördern kannst:

In der Ergotherapie werden auf das Kind abgestimmte Tricks erarbeitet (je nach Problem), wenn es im Bereich der Exekutiven Funktionen Schwierigkeiten hat. Da auch Bewegung, Achtsamkeit, Yoga, Meditation bei Kindern empfohlen wird, sind auch diese Elemente sehr förderlich.

Welche Brettspiele fördern die Exekutiven Funktionen besonders gut?

Im Grunde fördern allgemein Spiele die Exekutiven Funktionen, vor allem strategische Spiele. Generell werden beim Spiel Regelverhalten, vorausschauendes Denken, die Hemmung (warten bis ich dran bin), verlieren können (Frustrationstoleranz), Merkfähigkeit (Teil vom Arbeitsgedächtnis), strategisches Denken (kognitive Flexibilität) - je nach Spiel - mehr oder weniger trainiert. Das geistige Vorstellen von logischen Sequenzen ist allerdings ein besonderes Merkmal bei "Exekutiven Spielen".

Spiele sind nicht umsonst die "Tägliche Arbeit" des Kindes. Es stecken darin so viele Bereiche, die angesprochen werden, die es für das Alltagsleben benötigt, auch wenn das nicht immer so offensichtlich ist. Gemeinsame Spielabende könnten zum Beispiel eingeführt werden.

In Anlehnung an: Förderung exekutiver Funktionen:  HIER

Förderung exekutiver Funktionen durch Raumgestaltung: HIER

Ich freue mich, wenn ich einen kleinen Einblick geben konnte. Bei weiteren Fragen schreibe mir gerne an [email protected]!

 

Ergotherapie hilft Menschen jden Alters, die aufgrund von Verletzungen, Entwicklungsverzögerungen, psychischen Beeinträchtigung etc. in ihren Alltagstätigkeiten sowie im Beruf und Freizeit Schwierigkeiten in der Handlungsdurchführung haben.
Wartberger Straße 18
4643 Pettenbach

Bei Ergotherapeutin Gabriele Wechner
www.etherapie.at
Ich arbeite auf Honorarbasis. Das heißt, je nach Krankenkasse bekommen Sie einen Teil der Therapiekosten zurückerstattet.
Hausbesuche finden im Umkreis von Waldneukirchen statt. Details werden telefonisch abgesprochen.
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Wichtiger Hinweis


Sehr geehrte Damen und Herren!

Leider biete ich derzeit keine Termine in der Praxis Pettenbach.

Vielen Dank, Christina Gegenleitner

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